Gedichte

Nachtzauber
Joseph Freiherr von Eichendorff
Hörst du nicht die Quellen gehen
Zwischen Stein und Blumen weit
Nach den stillen Waldesseen,
Wo die Marmorbilder stehen
In der schönen Einsamkeit?
Von den Bergen sacht hiernieder,
Weckend die uralten Lieder,
Steigt die wunderbare Nacht,
Und die Gründe glänzen wieder,
Wie das oft im Traum gedacht.

Kennst die Blume du, entsprossen
In dem mondbeglänzten Grund?
Aus der Knospe, halb erschlossen,
Junge Glieder blühend sprossen,
Weiße Arme, roter Mund,
Und die Nachtigallen schlagen,
Und rings hebt es an zu klagen,
Ach, vor Liebe todeswund,
Von versunken schönen Tagen –
Komm, o komm zum stillen Grund!

Herbst
Joseph Freiherr von Eichendorff
Nun laß den Sommer gehen,
Laß Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?

Wir Kinder
Matthias Kneip
Wir Kinder hören nicht zu wenn die Alten uns Geschichten aus ihrem Leben erzählen ja, ihr Omas und Opas damals war damals heute ist heute versteht uns doch erst wenn sie nicht mehr erzählen und wir keine Kinder mehr sind kommen wir mit unseren Fragen an ihre Gräber.

Sehnsucht nach meinem Grünberg
Ella Mielcarek
Fern im Osten, fern in Schlesien
– da war einst mein Heimatland.
Grünberg, Du und Deine Reben
waren einmal Weltbekannt.

Wo an der Grünbergshöh das Häuschen
meiner lieben Eltern stand
und davor ein Blumengärtchen
ja da war mein Heimatland.

Wo mein Mütterlein mich lehrte
Früh und abends ein Gebet,
wo vorm Fenster in der Stube
noch mein Kinderbettchen steht.

O, ich denk in weiter Ferne,
oft und gern an Dich mein Glück,
meiner Jugend schönsten Jahre
lies ich dort bei Dir zurück.

Doch einst kommt der Tag, der Freunde
das ich Dich noch einmal seh,
Grünberg Dich, Du meine Heimat,
Rathaus, Kirchen, Grünbergshöh.

Einmal wird ich Euch grüßen,
all ihr Häuschen groß und klein,
Türmne, Wege, Gäschen, Straßen, schließ
ich in mein Herzen ein.

Und dann wieder abschied nehmen
von Dir, Du mein Heimatland
von Dir, Du Grünberg, Deine Reben
und vorm stolzen Oderstrand.